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Ad-hoc-Arbeitsgruppe Islam in Bayern

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24. Juli 2018: Vorstellen der Studie und Worldcafé als Abschlussveranstaltung

Der Vortragssaal der Akademie war gut gefüllt am Abend des 18. Juli 2018, als Prof. Dr. Dr. h. c. Mathias Rohe, Akademie-Mitglied und Leiter der Ad hoc-Arbeits­gruppe „Islam in Bayern“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in einem Vortrag die wesentlichen Ergebnisse des Projekts vorstellte. Begrüßt von Akademie­präsident, Prof. Dr. Thomas O. Höllmann, erklärte der Erlanger Jurist und Islam­wissenschaftler, wie tief verwurzelt Muslime und Islam in Bayern schon vor der Arbeitsmigra­tion der 1960er Jahre gewesen sind. So lebten etliche Muslime bereits nach den Türkenkriegen des 16. und 17. Jahrhunderts u.a. in Franken, wo viele von ihnen, aber nicht alle zum Christentum konvertierten und sich bestens integrierten, so auch als Schnapsbrenner und Spirituosen­händler im Raum Nürnberg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dann ließen sich die meisten muslimischen Kriegs­freiwilligen aus dem Kaukasus und dem Balkan, die auf Seiten von Nazideutsch­land vor allem gegen die Sowjetunion gekämpft hatten, in Bayern nieder, da sie nicht in ihrer Herkunftsregionen zurückkehren konnten. Unterstützt von der Bonner Bundesregierung und dem Freistaat, bildeten sie eine geistliche Verwaltung mit besoldeten Imamen in München und Nürnberg, die bis Ende der 1980er Jahre bestand.  Auf Initiative dieser Gruppe entstand das nachmalige Islamische Zentrum München, eine der ersten Moscheekomplexe in Deutschland überhaupt. Allerdings wurden die Kriegsfreiwilligen durch arabische Studenten und mutmaßliche Muslimbrüder aus dem Projekt gedrängt.

Das Projekt widmete sich neben der Geschichte und Struktur muslimischer Präsenz in Bayern Fragen von Integration und Miteinander im Alltag, Bildung, Sprachkompetenzen, ethnischen Besonderheiten und Konflikten, Radikali­sierung und Salafismus, aber auch Seelsorge, muslimischer Wohlfahrt oder Palliativversorgung.

Neben dem interdisziplinären Team des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa EZIRE an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg waren auch Studierende des Erlanger Masterstudien­gangs „Nahoststudien“ am Projekt beteiligt.

Zwei ehemalige Studentinnen, Katharina Jahn und Julia Krekel, stellten ihre Masterarbeitsthemen am Abend vor.

Aus der Themenvielfalt des Projekts „Islam in Bayern“, die Prof. Rohe anschaulich umriss, hatte das EZIRE-Team acht Bereiche ausgewählt, die im Rahmen eines Worldcafés an Themeninseln vorgestellt wurden. Dabei fand sich Erwartbares, wie „Radikalisierung & Salafismus“ oder“ Islamischer Unterricht“, neben Themen, die für Muslime sehr wichtig sind, aber kaum wahrgenommen werden, wie die Palliativ- und Hospizversorgung von Muslimen.

Das für die Akademie neue Format Worldcafé wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. So konnten alle Teilnehmenden nach ihren eigenen Interessen herumgehen, auf Postern nachlesen, vor allem aber Fragen stellen und mit den Forscherinnen und Forschern sowie miteinander diskutieren. 

An allen Themeninseln bildeten sich lebhafte Runden, in denen lang und intensiv, gelegentlich auch scharf debattiert wurde.

Themen waren:

  • „Islamische Verbände & Kooperation mit dem Staat“ (Prof. Dr. Mathias Rohe),
  • „Rechtliche Fragen“ (Ass. iur. Verena Kühnel und Ass. iur. Max Linke),
  • „Islamischer Unterricht“ (Prof. Dr. Tarek Badawia),
  • „Hospiz- und Palliativversorgung“ (Katharina Jahn M.A.),
  • „Gefängnisseelsorge“ (Julia Krekel M.A.),
  • „Radikalisierung und Salafismus“ (Dr. Mahmoud Jaraba),
  • „Islamfeindlichkeit & Islam im Dreiländereck Bodensee“ (Dr. Hüseyin Çiçek) und
  • „Geschichte des Islam und seine Erforschung in Bayern“.

(vgl. die hier abgebildeten Plakate)

(EZIRE-Geschäftsführer und Ko-Leiter des Projekts Dr. Jörn Thielmann)


Fotos von der Veranstaltung

(alle Fotos: © BADW)

25. + 26. November 2017: Münchener Wissenschaftstage

25. November: Workshop „Gefahr im Netz: Salafisten-Videos deuten lernen“ (Dr. Thielmann)
26. November: Vortrag „Der Islam in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme“ (Prof. Rohe)

16. November 2017: Nürnberger Präventionsnetzwerk gegen religiös begründete Radikalisierung

Treffen des Arbeitskreises im südpunkt (Pillenreuther Straße 147) in Nürnberg.

  • EZIRE-Geschäftsführer Dr. Jörn Thielmann: „Vorstellung des Forschungsprojekts ‚Islam in Bayern‘“
  • Dr. Mahmoud Jaraba: „Salafisten und Radikalisierung in Bayern“

Das EZIRE ist mit dem Projekt „Islam in Bayern“ Gründungsmitglied dieses Netzwerks, das vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert wird. Im Rahmen des Netzwerks bietet Dr. Thielmann eine Telephonsprechstunde für Behörden und öffentliche Einrichtungen an.

Mittlerweile heißt es: Nürnberger Präventionsnetzwerk gegen religiös begründete Radikalisierung

Zum Präventionsnetzwerk auf der Website der Stadt Nürnberg

13. Juli 2017: 36. Atzelsberger Gespräche der Dr. Alfred-Vinzl-Stiftung

an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)

Thema: „Islam in Bayern“: Prof. Dr. Mathias Rohe, Dr. Mahmoud Jaraba, Dr. Gerdien Jonker, Nina. Nowar.

Publikation: Mathias Rohe (Hg.): Islam in Bayern – Wie leben wir gut zusammen? – Atzelsberger Gespräche 2017. Erlangen: FAU University Press, 2018. (FAU Forschungen, Reihe A, Geisteswissenschaften, Bd. 10)

Zum Volltext der Publikation


15. Mai 2017: Tag der offenen Tür an der BAdW

Dr. Mahmoud Jaraba und Alexander Braig vom EZIRE boten im Kinderprogramm einen Kurzsprachkurs Arabisch an. Zudem lernten die Kinder, ihren Namen mit einem Bambusrohr und Tinte auf Arabisch zu schreiben.  Der Koordinator des Projekts, Jörn Thielmann, erläuterte Interessierten am Projektstand das Vorhaben und ließ Mutige auch mal unter eine Burka schlüpfen.

10. November 2016: Nürnberger Präventionsnetzwerk gegen gewaltbereiten Salafismus

Arbeitstreffen im Caritas-Pirckheimer-Haus, Nürnberg.

EZIRE-Geschäftsführer Dr. Thielmann: Vorstellung des „Infotelefons Islam“

Mittlerweile heißt es: Nürnberger Präventionsnetzwerks gegen religiös begründete Radikalisierung“

Zum Präventionsnetzwerk auf der Website der Stadt Nürnberg

15. September 2016: Nürnberger Präventionsnetzwerk gegen gewaltbereiten Salafismus

Gründungstreffen im Heilig-Geist-Saal, Nürnberg.

„Gewaltbereiter Salafismus – eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft“

Prof. M. Rohe: „Islam in Bayern“ - Ergebnisse zum Forschungsprojekt

10. Juni 2016: Vom Klassenzimmer in den Dschihad? Junge muslimische Extremisten in Deutschland

Podiumsdiskussion mit

  • Mohamed Abu El-Qomsan, Islamische Religionsgemeinschaft Erlangen
  • Korhan Erdön, Violence Prevention Network
  • Dr. Christiane Nischler-Leibl, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Organisationseinheit Radikalisierungsprävention

Moderation:
Prof. Dr. Mathias Rohe, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Vor der Podiumsdiskussion „Vom Klassenzimmer in den Dschihad“ am 10. Juni 2016 stellte die Forschergruppe um Mathias Rohe erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Islam in Bayern“ im Wassersaal der Erlanger Orangerie vor. Nach den Anschlägen auf das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 hat das bayerische Kultusministerium ein Forschungsprojekt angestoßen, das die Lebensrealität bayerischer Muslime untersuchen soll. Bis 2018 wird geforscht, wie Muslime in Bayern integriert sind, aber auch welche Schwierigkeiten es gibt. In einem Radiobeitrag des BR kommen u.a. Mathias Rohe und Mahmoud Jaraba zu Wort.

Dabei wurde deutlich, dass es „den“ Islam in Deutschland nicht gibt. Im Gegenteil: Das muslimische Leben ist vielfältig. In Bayern leben nach Schätzung des Erlanger Islamwissenschaftlers Mathias Rohe, der die Adhoc-Arbeitsgruppe zum Islam in Bayern leitet, mehrere hunderttausend Muslime. Genaue Zahlen liegen der Arbeitsgruppe derzeit noch nicht vor. Ein Großteil der Muslime, davon geht Rohe jedoch aus, sind integriert.

Noch sind die Forscher in Erlangen mit ihrer Arbeit ganz am Anfang. In den kommenden Jahren soll die Integration von Flüchtlingen erforscht werden, ebenso wie die Rolle der Frauen in den muslimischen Gemeinden in Bayern. In den Fokus der Forscher rücken aber auch Parallelstrukturen und eine mögliche Paralleljustiz in Bayern. 2018 soll sich dann die Situation der Muslime in Bayern zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Dann legen Rohe und sein Team dem Kultusministerium auch Handlungsempfehlungen vor.