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Ad-hoc-Arbeitsgruppe Islam in Bayern

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Arbeitsgruppe zu muslimischen Lebenswelten im bayerischen Umfeld

Im Frühjahr 2015 wurde die Ad-hoc Arbeitsgruppe „Islam in Bayern“ errichtet. Kooperationspartner der Akademie war das Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa EZIRE an der FAU Erlangen-Nürnberg, das – geleitet von Prof. Dr. Dr. h. c. Mathias Rohe (seit Mai 2018 Akademiemitglied) und Dr. Jörn Thielmann, Geschäftsführer des EZIRE – die empirischen Forschungen der Gruppe zu Islam und Muslimen in Bayern durchführte.

Ziel war die Erarbeitung konkreter Empfehlungen für die bayerische Staatsregierung auf Grundlage breiter empirischer Forschung.

Jahrhunderte währende Koexistenz

Die Erforschung aktueller Lebenswelten von Muslimen in Bayern ist aus verschiedenen Gründen ein Desiderat: Zum einen nimmt Bayern stark an Globalisierungsprozessen teil. Es ist Heimat für viele Muslime geworden, die häufig schon deutsche Staatsangehörige sind. Zum anderen ist Bayern als Flächenland immer noch auch ländlich geprägt, mit starkem historischem, kulturellem und religiösem Bewusstsein. Muslime waren seit den Türkenkriegen als Individuen in Bayern präsent.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerte sich Bayern um die muslimischen Kriegsfreiwilligen, u.a. durch Finanzierung einer geistlichen Verwaltung, über die aber so gut wie nichts bekannt ist. Daraus entstand in München eine der ersten Moscheen. Mit dem „Erlanger Modell“ eines islamischen Religionsunterrichts war Bayern Pionier und richtete an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auch die erste Professur für Islamische Religionslehre in Deutschland ein.

Erstmals erforscht ...

Die im November 2015 begonnene Studie zu Lebenswelten von Muslimen in Bayern legte einen Fokus auf Religion. Sie war aber unter Berücksichtigung multipler Identitäten und migrationsbedingter Gegenstände bzw. Probleme wie Sprachkompetenz, Bildung, ethnische Besonderheiten und Konflikte, Kommunikationskulturen, allgemeine gesellschaftliche Debatte mit Rückwirkungen auf muslimische Gemeinschaften etc. breit angelegt.

... mit Empfehlungen für die Politik

Als erste derartige Studie in einem deutschen Flächenland gewinnt sie erhebliche wissenschaftliche wie politische Bedeutung. Neben der Geschichte muslimischer Präsenz in Bayern, den muslimischen Verbänden oder Fragen von Religionsunterricht, Seelsorge oder Wohlfahrt untersuchte das Projekt auch die Situation von muslimischen Flüchtlingen oder salafistische Netzwerke und Radikalisierung in Bayern. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe hat im Frühjahr 2018 auf der Grundlage umfassender empirischer Studien Handlungsempfehlungen für die bayerische Politik erarbeitet. Das policy paper wurde Anfang Mai 2018 dem Ministerium vorgelegt.

Unter Beteiligung junger Wissenschaftler

Im Rahmen des Projekts wurden vier Masterarbeiten (M.A. Nahoststudien der FAU Erlangen-Nürnberg) geschrieben, deren Erkenntnisse in die Publikationen des Projekts einflossen, i.d.R. durch eigene Beiträge der ehemaligen Studierenden:

  • Julia Krekel (Prof. Rohe/Dr. Thielmann): Islamische Seelsorge in bayerischen Justizvollzugsanstalten
  • Katharina Jahn (Prof. Rohe/Dr. Thielmann): Die Versorgungssituation muslimischer Patienten in Hospizen und auf Palliativstationen in Bayern
  • Christin Younso (Prof. Bendel/Dr. Thielmann) Die Motivation hinter dem Engagement – Hochschulen und die Integration Geflüchteter. Eine qualitative Untersuchung
  • Duygu Suat Altunay (Prof. Bendel/Dr. Thielmann): Hürden beim Hochschulzugang –- Eine Befragung mit geflüchteten Studieninteressierten der Universität Erlangen-Nürnberg

Förderung

Als Vorhaben der Bayerischen Akademie der Wissenschaften finanziert von der bayerischen Staatsregierung.